Projekte 2010

15.09.2009
 

Am letzten Freitag dem 11. September trafen sich Mitglieder des Ernst Jennrich-Theaters mit dem Grenzdenkmalverein Hötensleben auf dem Todesstreifen in Hötensleben. Dabei wurde über mögliche Projekte im Jahr 20 nach der Wiedervereinigung beraten. Die Ideen gingen von Videoprojektion auf der Mauer über szenisches Theater. Eine Einbindung anderer Träger wurde ebenso ins Auge gefasst. Eine Aufführung in Marienborn wie auch anderen Orten ist durchaus denkbar. Förderanträge für dieses Projekt wurden schon bei der Stiftung für Aufarbeitung gestellt.

In einer intensiven Probenphase von 3 Monaten soll ein Stück zum Thema „Wiedervereinigung" erarbeitet werden. Ausgehend von dem puren Wort „Wiedervereinigung", wird jeder Beteiligte an diesem Projekt ein persönliches Mindmap anfertigen. Anschließend wird ein gemeinsames Mindmap entwickelt, das Ideen für Improvisationen auf den ersten Proben vorgibt. Akustische Mitschnitte und Mitschriften der improvisierten Szenen dienen dazu, einen festen Text zu entwickeln. Dabei werden alle Themen der Szenen einer intensiven Literaturrecherche unterzogen, um durch weitere Vorgaben in den folgenden Proben, die Improvisationen der Darsteller zu lenken. Nach und nach werden die Improvisationen weniger werden und durch Arbeiten am so erarbeiteten Text ersetzt.

Möglich wären 20 Szenen - eine für jedes Jubeljahr. Diese könnten zeigen, wie unterschiedlich, der Mauerfall in Ost und West, bei der Jugend und den Alten, in Deutschland und im Ausland wahrgenommen wurde. Gab es da überhaupt Unterschiede? Wann erreichte diese Nachricht die Familie Khuukhenkhuu, die gerade bei einer Schale Reistee in ihrer Jurte im mongolischen Altai-Gebirge saß und welchen Einfluss hatte der Hasselhoff-Hit „Looking for freedom" auf die Ereignisse? Einige Szenen könnten rein musikalisch sein und Hits der Jahre 1989/90 zum Inhalt haben - Musik die das Gefühl der damaligen Zeit ausdrückte („Verdammt, ich lieb dich." von Matthias Reim führte damals mehrere Wochen die deutschen Single-Charts an.) Hätte das Internet, Blogs oder Twitter, wären sie früher entwickelt worden, den Fall des kommunistischen Blocks beschleunigt? Wie sah der Alltag eines professionellen „Mauerspechts" aus? Was macht ein Coca-Cola-Vertreter in Hoyerswerda?

Es soll ein heiterer, von einigen informativen und ernsten Momenten durchsetzter Abend entstehen, denn wir wollen den 20. Jahrestag der Deutschdeutschen Hochzeit feiern und nicht nur mit drögen Fakten unterlegen. Bei dieser Arbeit ist es mir wichtig, dass jeder Darsteller seine ganz persönlichen Erinnerungen an die Zeit der deutschen Wende einbringen kann. Der Produktionsstab wird aus Menschen verschiedener Altersklassen und Herkünften bestehen. Neben Mitgliedern des Ernst-Jennrich-Theaters werden diese also auch externen Künstler sein, so des Theaters Apron aus Halle/Saale, Studenten der Angewandten Theaterwissenschaften Gießen und freiberufliche Künstler.

Die Nachricht der Grenzöffnung in Berlin verbreitete sich Dank der Medien Fernsehen und Radio noch in derselben Nacht auf der ganzen Welt. Einspielungen von Originalnachrichten des DDR- und BRD-Rundfunks werden die Spielszenen ergänzen. Auch nachgespielte Fernsehinterviews mit Livebildern von der Bühne auf Bildschirme sind denkbar.

Wir hoffen auf ein reges öffentliches Interesse, damit dieses Projekt umgesetzt werden kann.